Gemeindeverband geht gestärkt in die Zukunft
2021 gab sich die Interessensvertretung mit der Strategie 2025+ eine an die zukünftigen Herausforderungen angepasste neue Ausrichtung. In den zuständigen Gremien und bei einem Bürgermeistertreffen erntete sie damit durchwegs Beifall.
- Das ist die Ausgangslage
- Die strategischen Stoßrichtungen des Gemeindeverbands
Das ist die Ausgangslage
Die Anforderungen an die Gemeinden haben im Hinblick auf die Aufgaben und den Verwaltungsaufwand in den vergangenen Jahrzehnten massiv zugenommen. Die Bereiche Soziales, Gesundheit inklusive Pflege und Kinderbetreuung machten bereits vor Corona 30 Prozent der laufenden Ausgaben der Gemeinden aus. Dazu kommt das Zukunftsthema Digitalisierung, das während der Corona-Lockdowns einen deutlichen Schub erfahren hat.
Das ist aber bei weitem nicht alles. Die Aufgaben der Gemeinden werden auch in Zukunft weiter zunehmen. Wollen die Gemeinden für die kommenden Jahre gerüstet sein, braucht es einen starken Vorarlberger Gemeindeverband als Partner, als Interessenvertretung und als Serviceeinrichtung der Gemeinden.
Unter einem Dach: Aus 3 wird 1
Die Neustrukturierung war der erste Schritt, die Interessen der Mitgliedsgemeinden noch besser und stärker wahrnehmen und vertreten zu können. Seit 2020 sind alle drei Institutionen des Gemeindehauses, Vorarlberger Gemeindeverband, Umweltverband und Gemeindeinformatik, operativ unter dem Dach des Gemeindeverbands vereint.
Seit Anfang 2021 gibt es einen gemeinsamen Geschäftsführer. Die Kompetenzen des Gemeindehauses konnten so gebündelt werden. Nach dem ersten Jahr der Zusammenlegung fällt die Bilanz positiv aus: Die Zusammenarbeit funktioniert gut, Synergien werden genutzt und das Ziehen an einem Strang macht sich in der Arbeit für die Gemeinden bezahlt.
Mit der inzwischen erfolgten aufsichtsbehördlichen Genehmigung durch die Vorarlberger Landesregierung wird der Umweltverband mit der Gemeindeinformatik GmbH rechtlich zur VGV Service gGmbH – als 100-Prozent-Tochter des Vorarlberger Gemeindeverbandes – zusammengeführt. Die neue Struktur ist mit Ablauf des 31. Dezember 2023 rechtswirksam.
Mit diesen Fragen zu mehr Durchblick
Vor dem Hintergrund der steigenden Aufgaben der Gemeinden war es wichtig, den Blick zu schärfen. Denn nur so kann der Vorarlberger Gemeindeverband die hohe Qualität seiner Leistungen sichern. Folgende Fragen waren daher Grundlage des Strategieprozesses:
- Welche Themen werden in Zukunft schlagend?
- Welche Bereiche müssen wir ausbauen?
- Welche Leistungen sind vielleicht nicht mehr zeitgemäß?
Die strategischen Stoßrichtungen des Gemeindeverbands
Die Strategie 2025+ des Vorarlberger Gemeindeverbands umfasst u.a. folgende Stoßrichtungen:
Hohe Priorität haben nach wie vor die Ziele starke Interessensvertretung und Schutz der Gemeindeautonomie. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Aufgaben und Herausforderungen in den Gemeinden immer weiter zunehmen.
Gemeindeverbandspräsidentin Bürgermeisterin Andrea Kaufmann spricht in diesem Zusammenhang von der Notwendigkeit einer klaren Aufgabenteilung zwischen Land und Gemeinden bzw. dem Vorarlberger Gemeindeverband. Die Gemeinden sollen sich wieder auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können und nicht weitere Aufgaben vom Land übernehmen müssen.
„Gerade in diesem Zusammenhang ist es essenziell, dass wir eine konsequente Position gegenüber dem Land aber auch dem Bund einnehmen. Zusätzliche Aufgaben können auch in Zukunft nur bei entsprechender Finanzierung und ausreichenden personellen Kapazitäten übernommen werden“, macht Kaufmann deutlich.
Die Information und Kommunikation zu und aus den Gemeinden auszubauen, ist ebenfalls eine strategische Stoßrichtung des Vorarlberger Gemeindeverbands. Konkret soll der Informationsfluss in beide Richtungen ausgebaut und die Kommunikation untereinander verstärkt werden.
Möglich werden soll das durch eine intensive analoge und digitale Vernetzung zwischen Gemeinden und Verband. Neben mehr formellen, aktiven Netzwerktreffen soll auch eine digitale Zusammenarbeitsplattform etabliert werden. Erste Schritte in diese Richtung wurden bereits gesetzt. Ziel des Gemeindeverbandes ist es noch näher an den Themen und Bedürfnissen der Gemeinden dran zu sein. „Relevante Entwicklungen können wir so schnell wahrnehmen und politisch thematisieren“, bringt die Präsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbands, Andrea Kaufmann, die Absicht für den Ausbau der Kommunikation auf den Punkt.
Der Vorarlberger Gemeindeverband ist auch Serviceorganisation für die Gemeinden. Die Aufgaben reichen dabei unter anderem von der Unterstützung bei Rechtsfragen und Finanzfragen, bei der Abfallwirtschaft, der Gemeindeentwicklung, Aus- und Weiterbildung sowie Gesellschaft und Soziales bis hin zur Begleitung von Ausschreibungsprozessen oder Nachhaltiger Beschaffung.
Der Servicebereich für die Gemeinden ist bereits sehr umfassend ausgebaut und soll künftig noch weiter professionalisiert werden. Gemeint ist damit, die Kernthemen noch weiter zu vertiefen und auch verstärkt das Wissen von Expert:innen aus den Gemeinden anderen Kommunen zur Verfügung zu stellen. Letzteres soll insbesondere mit einer digitalen Wissensplattform forciert werden. Professionalisierung bedeutet aber auch die Aus- und Weiterbildungsangebote für Gemeindebedienstete zu verstärken und sie damit fit für die kommenden Anforderungen zu machen.
Gemeindekooperationen werden auch in Zukunft einen hohen Stellenwert einnehmen. Vorarlberg ist in diesem Bereich schon bisher österreichweit Spitzenreiter. Aktuell sind rund 280 formelle Gemeindekooperationen erhoben. Im Schnitt kommt jede Gemeinde auf rund 27 Kooperationen. Durchschnittlich sind knapp zehn Gemeinden an einem dieser Zusammenarbeitsmodelle beteiligt. Sie tragen dazu bei, Kosten zu sparen, die Services der Gemeinden weiter zu professionalisieren und kommunale Gestaltungsspielräume zu sichern.
„Damit treten wir den Beweis an, dass wir in Vorarlberg keine von oben verordneten Gemeindefusionen brauchen, mit denen meist sehr viel Porzellan zerschlagen wird“, stellt Gemeindeverbandspräsidentin Andrea Kaufmann fest. Gemeindekooperationen sollen vor diesem Hintergrund auch weiter forciert werden. Zudem will man künftig die verschiedenen Zusammenarbeitsmodelle schrittweise standardisieren und bestehende Kooperationen verdichten.
Aufbauend auf diesen Stoßrichtungen werden die zehn Themenkreise des Vorarlberger Gemeindeverbands Teilstrategien und jährlich Maßnahmenpläne erarbeiten. Diese werden wesentliche Leitplanken für die Arbeit der Mitarbeiter:innen sein.
Die Strategie 2025+ des Vorarlberger Gemeindeverbands wurde in allen Gremien einstimmig beschlossen (im Bild Bürgermeistertreffen in Mäder am 22. Oktober 2021)