EU-Ziele verfehlt, zu wenig Angebote: Damit argumentiert Kinder- und Familiensprecherin Barbara Neßler ihren Vorstoß, die Kinderbetreuung in der Hand des Bundes zu zentralisieren. „Diese Kompetenzdebatte ist entbehrlich und sorgt jedenfalls nicht für mehr Angebot, Finanzierung und allgemein bessere Rahmenbedingungen“, unterstreicht Gemeindeverbandspräsidentin sowie Vizepräsidentin des Österreichischen Gemeindebundes, Bgm. Andrea Kaufmann. Gerade in Hinblick auf eine dringende Verbesserung bei der Finanzierung sowie bei der Ausbildung des notwendigen Personals wäre der Bund gefordert.
Insbesondere Land und Gemeinden engagieren sich bereits seit Jahren gemeinsam und intensiv für den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung, der mit großen finanziellen, personellen und organisatorischen Herausforderungen verbunden ist. Ein genauerer Blick in die Gemeinden zeigt, dass hier in Sachen Elementarpädagogik bereits sehr viel umgesetzt werden konnte. Gerade in den vergangenen Jahren wurden zum Beispiel in Vorarlberg massive Investitionen und Anstrengungen für den weiteren Ausbau der Kinderbildung und -betreuung unternommen. Dass die Ausbaugeschwindigkeit teilweise nicht wie gewünscht erfolgen kann, liegt oft an den mangelnden Rahmenbedingungen hinsichtlich Personal und Finanzierung. Gerade im Bereich der Finanzierung sowie der Ausbildung von Elementarpädagog:innen ist auch der Bund gefordert. Hier braucht es dringend erhebliche Verbesserungen. „Alle gemeinsamen Anstrengungen haben das Ziel, unseren Jüngsten Chancengerechtigkeit in ihrem Bildungsweg zu ermöglichen“, sagt Gemeindeverbandspräsidentin Andrea Kaufmann.
Praxisferne Vorstöße ohne konstruktive Vorschläge helfen den Gemeinden jedenfalls nicht weiter. „Vielmehr müssen in den Gemeinden die Rahmenbedingungen so verbessert werden, dass ein flächendeckender Ausbau der Kinderbetreuung noch weiter vorangetrieben werden kann. Auch die Kinderbetreuungsangebote in Wirtschaftsunternehmen müssen gemeinsam mit den Gemeinden und dem Land ausgebaut werden. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und diesen Weg gehen wir konsequent weiter“, betont Kaufmann: „Sich vom Bund aus zentral diktieren zu lassen, was es wo braucht, ist der falsche Weg.“
„In der alltäglichen Praxis ergeben sich für die Gemeinden vielmehr im Bereich der schulischen Freizeitbetreuung aufgrund der Kompetenzzersplitterung Probleme. Gerade in diesem Bereich wäre es dringend notwendig, die Kompetenzen zu bereinigen und insbesondere die Zuständigkeiten für das Personal der Freizeitbetreuung und des Lehrpersonals beim Land zusammenzuführen. Für einen rascheren Ausbau von ganztägigen Schulformen ist dies unabdingbar“, so Kaufmann.