Vorarlberger Gemeindeverband startet mit Strategie 2025+ neu durch

Dornbirn, 22. Oktober 2022 – Mit einer neuen Strategie und einem „Zukunftsbild 2025+“ geht der Vorarlberger Gemeindeverband gestärkt in die Zukunft. Unter anderem soll die Interessensvertretung weiter gestärkt, die Nähe zu den Gemeinden ausgebaut und sollen Gemeindekooperationen forciert werden. Die in den vergangenen Monaten erarbeiteten strategischen Stoßrichtungen wurden in den zuständigen Gremien einstimmig beschlossen.

Die Anforderungen an die Gemeinden haben im Hinblick auf die Aufgaben und den Verwaltungsaufwand in den vergangenen Jahrzehnten massiv zugenommen. Die Bereiche Soziales, Gesundheit inklusive Pflege und Kinderbetreuung machten bereits vor Corona 30 Prozent der laufenden Ausgaben der Gemeinden aus. Dazu kommt das Zukunftsthema Digitalisierung, das während der Corona-Lockdowns einen deutlichen Schub erfahren hat. „Das ist bei weitem nicht alles. Die Aufgaben der Gemeinden werden auch in Zukunft weiter zunehmen. Wollen wir für die kommenden Jahre gerüstet sein, braucht es weiterhin einen starken Vorarlberger Gemeindeverband als Partner, als Interessenvertretung und als Serviceeinrichtung der Gemeinden“, ist die Präsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbands, Bürgermeisterin Andrea Kaufmann, überzeugt.

Um noch besser und stärker die Interessen der Mitgliedsgemeinden wahrnehmen und vertreten zu können, wurden im Zuge der Neustrukturierung des Gemeindehauses die Kompetenzen gebündelt. Seit 2020 sind alle drei Institutionen des Gemeindehauses, Vorarlberger Gemeindeverband, Umweltverband und Gemeindeinformatik, operativ unter dem Dach des Gemeindeverbands vereint. Seit Anfang 2021 gibt es nur noch einen Geschäftsführer. „Bei der internen Neuausrichtung sind wir auf Schiene“, erklärt Geschäftsführer Günter Meusburger. Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut, man nutze Synergien, die Zusammenlegung mache sich in der Arbeit für die Gemeinden bezahlt. 

In diesem Zusammenhang ist auch der Strategieprozess „Zukunftsbild 2025+“ des Gemeindeverbands zu sehen. „Gerade im Hinblick auf die steigenden Aufgaben der Gemeinden ist es wichtig, den Blick zu schärfen. Welche Themen werden schlagend? Welche Bereiche müssen wir ausbauen? Welche Leistungen sind vielleicht nicht mehr zeitgemäß“, skizziert Kaufmann die Ausgangslage für den Strategieprozess, der im Frühjahr dieses Jahres begonnen wurde. „So können wir die hohe Qualität der Leistungen des Vorarlberger Gemeindeverbands sichern“.

Einzigartig in Österreich
Der Vorarlberger Gemeindeverband ist in Österreich in zweifacher Hinsicht einzigartig. In Vorarlberg sind von der kleinsten Kommune bis zur größten Stadt alle Gemeinden Verbandsmitglieder. Parteipolitik spielt dabei keine Rolle. „Das gibt es in keinem anderen Bundesland. Gegenüber Land und Bund verleiht uns diese Vollzähligkeit das nötige Gewicht“, berichtet die Gemeindeverbandspräsidentin. 

Das in den Statuten verankerte Prinzip der Freiwilligkeit gewährleiste darüber hinaus sachpolitische Entscheidungen und sichere die Gemeindeautonomie. Deren Wahrung ist für Kaufmann auch weiterhin eine der zentralen Aufgaben des Gemeindeverbands. „Jede Gemeinde ist individuell und hat andere Bedürfnisse. Daher brauchen die Gemeinden Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten“, stellt die oberste Interessensvertreterin fest.

Zehn Themenbereiche unterstützen die Gemeinden 
Ein Alleinstellungsmerkmal hat der Vorarlberger Gemeindeverband aber auch als Serviceorganisation. Vorarlberg ist wohl das einzige Bundesland ohne Gemeindeabteilung im Land. „Aus diesem Grund ist der Servicebereich im Gemeindeverband sehr stark“, erklärt Kaufmann. 

Seit der Neustrukturierung gibt es zehn Themenkreise. Kreise deshalb, weil die Bereiche nicht starr strukturiert sind, sondern bereichsübergreifendes und interdisziplinäres Denken und Arbeiten ermöglichen sollen. Die zehn Themenkreise sind: Recht, Finanzen, Abfallwirtschaft, Umwelt, Nachhaltige Beschaffung, IT-Lösungen, IT-Beschaffung, Gemeindeentwicklung, Aus- und Weiterbildung sowie Gesellschaft und Soziales. 

Deren Aufgaben sind zahlreich. Sie reichen unter anderem von der Unterstützung in Rechts- und Finanzfragen, über die Ausschreibung und Verwertung vieler Abfall- und Altstoffe für die 96 Gemeinden, die Abfallberatung und Bewusstseinsbildung über die Unterstützung von öffentlichen Auftraggebern bei der Beschaffung nachhaltiger Produkte (ÖBS-Shop) und dem Vergabemanagement bis hin zur Anwendungsbeschaffung, der Mitarbeit bei der Entwicklung und Betreuung von IT- Anwendungen für die Gemeinden und Betreuung des Vorarlberger Stammportals (VPV). Auch die Unterstützung der Gemeinden in ihrer künftigen Entwicklung sowie bei der Aus- und Weiterbildung der Gemeindebediensteten, die Initiierung und Unterstützung von Kooperationsprojekten, das Vorantreiben der Digitalisierung der Verwaltung und das strategische Wissensmanagement zählen zu den Leistungen der zehn Themenkreis. Darüber hinaus wirken Mitarbeitende des Gemeindeverbands verstärkt bei Sozialthemen auf Landesebene mit, vertreten die Gemeinden im Sozialfonds, organisieren eine flächendeckenden Sozialplanung und sorgen für die Weiterentwicklung der Kinder- und Schülerbetreuung.

In der Vergangenheit habe man auch immer wieder Aufgaben übernommen, die in anderen Bundesländern vom Land erfüllt werden. Als Beispiel nennt die Gemeindeverbandspräsidentin die Bereitstellung von administrativem Personal an Pflichtschulen, die Abwicklung von Kampagnen und Projekten im Abfall- und Umweltbereich, aber auch wie erst kürzlich die Organisation und Betreuung der Corona-Teststationen. „In keinem anderen Bundesland waren die Gemeinden so stark involviert wie in Vorarlberg. Die erbrachte Leistung war immens“, so Kaufmann.

Gemeinden geben Gemeindeverband Bestnoten
Für seine umfassenden Leistungen hat der Vorarlberger Gemeindeverband in einer umfangreichen Onlinebefragung, an der 74 Prozent der Bürgermeister, 79 Prozent der Amtsleiter und Stadtamtsdirektoren sowie 88 Prozent der Regio-Geschäftsführer teilnahmen, durchwegs Bestnoten erhalten. So wurde etwa der Bereich Interessensvertretung im Schnitt mit 7,5 von 10 zu vergebenden Punkten bewertet. Die Unterstützung bei Rechts- und Finanzfragen erhielt 8,0 bzw. 7,7 Punkte und auch die Themenkreise Umwelt, IT-Infrastruktur, Abfallwirtschaft, Nachhaltige Beschaffung und Vergabemanagement schnitten mit knapp 8 Punkten hervorragend ab.

„Für uns war das eine ausgezeichnete Ausgangslage für den Strategieprozess“, fügt Kaufmann hinzu. Neben der Online-Befragung wurden in einem begleiteten Prozess die künftigen strategischen Stoßrichtungen in Workshops mit Bürgermeistern, Amtsleitern und Stadtamtsdirektoren, mit den Regio-Geschäftsführern, den Mitarbeitern, dem erweiterten Präsidium und dem Führungsteam des Gemeindeverbands erarbeitet. 

Die strategischen Stoßrichtungen:

  • Position der Gemeinden bzw. der Interessenvertretung VGV stärken
  • Netzwerke in bzw. für die Gemeinden aufbauen und stärken, Information und Kommunikation verstärken
  • Services kundenorientiert weiterentwickeln und professionalisieren
  • (Gemeinde-)Kooperationen anstoßen und fördern, (bestehende) Kooperationen verdichten

Wichtigstes Ziel: Position der Gemeinden bzw. der Interessenvertretung stärken
In Anbetracht der steigenden Anforderungen an die Gemeinden ist es nicht verwunderlich, dass einer starken Interessensvertretung und dem Schutz der Gemeindeautonomie auch weiterhin hohe Priorität eingeräumt wird. „Wir wollen die Positionen der Gemeinden auch in Zukunft bestmöglich vertreten“, betont die Gemeindeverbandspräsidentin. „Zudem brauchen wir eine klare Aufgabenteilung zwischen Land und Gemeinden bzw. dem Vorarlberger Gemeindeverband“. Die Gemeinden sollen sich wieder auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können und nicht weitere Aufgaben vom Land übernehmen müssen. „Gerade in diesem Zusammenhang ist es essenziell, dass wir eine konsequente Position gegenüber dem Land aber auch dem Bund einnehmen. Zusätzliche Aufgaben können auch in Zukunft nur bei entsprechender Finanzierung und ausreichenden personellen Kapazitäten übernommen werden“, macht Kaufmann deutlich.

Netzwerke für und in Gemeinden aufbauen und stärken
 Eine weitere strategische Stoßrichtung hat die Information und Kommunikation zu und aus den Gemeinden zum Inhalt. „Der Informationsfluss in beide Richtungen und auch die Kommunikation untereinander soll verstärkt werden“, betont die Gemeindeverbandspräsidentin. Möglich werden soll das durch eine intensive analoge und digitale Vernetzung zwischen Gemeinden und Verband. Neben mehr formellen, aktiven Netzwerktreffen soll auch eine digitale Zusammenarbeitsplattform etabliert werden. Erste Schritte in diese Richtung wurden bereits gesetzt. „Wir wollen noch näher an den Themen und Bedürfnissen der Gemeinden dran zu sein. Relevante Entwicklungen können wir so schnell wahrnehmen und politisch thematisieren“, sagt Kaufmann.

Services weiterentwickeln und professionalisieren
Als Serviceorganisation soll sich der Gemeindeverband künftig noch weiter professionalisieren. Das bedeutet, bei den Kernthemen in die Tiefe gehen und auch verstärkt das Wissen von Experten aus den Gemeinden anderen Kommunen zur Verfügung stellen. Letzteres soll insbesondere mit einer digitalen Wissensplattform forciert werden. Professionalisierung bedeutet aber auch die Aus- und Weiterbildungsangebote für Gemeindebedienstete zu verstärken und sie damit fit für die kommenden Anforderungen zu machen.

Kooperationen forcieren und verdichten
Als eine wichtige Maßnahme werden weiterhin Gemeindekooperationen gesehen. Vorarlberg ist in diesem Bereich schon bisher österreichweit Spitzenreiter. Aktuell sind rund 280 formelle Gemeindekooperationen erhoben. Im Schnitt kommt jede Gemeinde auf rund 27 Kooperationen. Durchschnittlich sind knapp zehn Gemeinden an einem dieser Zusammenarbeitsmodelle beteiligt. Sie tragen dazu bei, Kosten zu sparen, die Gemeinden weiter zu professionalisieren und kommunale Gestaltungsspielräume zu sichern. 

„Damit treten wir den Beweis an, dass wir in Vorarlberg keine von oben verordneten Gemeindefusionen brauchen, mit denen meist sehr viel Porzellan zerschlagen wird“, stellt die Gemeindeverbandspräsidentin fest. Gemeindekooperationen sollen vor diesem Hintergrund auch weiter forciert werden. Zudem will man künftig die verschiedenen Zusammenarbeitsmodelle schrittweise standardisieren und bestehende Kooperationen verdichten.

Aufbauend auf die zuvor erläuterten strategischen Stoßrichtungen werden die zehn Themenkreise des Vorarlberger Gemeindeverbands nun Teilstrategien und jährlich Maßnahmenpläne erarbeiten. Diese werden wesentliche Leitplanken für die Arbeit der Mitarbeiter sein.


Bildhinweis:

PK_Strategie1.jpg: Gemeindeverbandspräsidentin Bgm. Andrea Kaufmann erläutert die vier strategischen Stoßrichtungen der Strategie 2025+.

PK_Strategie2.jpg: Günter Meusburger ist seit 2021 Geschäftsführer der drei unter dem Dach des Gemeindeverbandes vereinten Institutionen.

Copyright: Vorarlberger Gemeindeverband/Dietmar Mathis. Abdruck honorarfrei in Verbindung mit dem Vorarlberger Gemeindeverband. Die Angabe des Bildhinweises ist Voraussetzung.

Zu den Bildern


Rückfragehinweis für die Redaktionen:
Alexandra Stockmeyer, Vorarlberger Gemeindeverband, Telefon 05572/55450-148,
Mobil 0664/88289652, alexandra.stockmeyer@gemeindeverband.at

22.10.2021